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Schwarz-Weiß-Aufnahme einer Bootspartie auf der Ruhr. Foto: Fotosammlung Heinrich Lehn, LWL-Medienzentrum für Westfalen

Bootspartie auf der Ruhr, 1932.

Menschen an der Ruhr

Heinrich Lehn und sein fotografischer Kosmos
1.4. - 26.6.2022

In einer gemeinsamen Fotoausstellung zeigen das LWL-Industriemuseum und das LWL-Medienzentrum für Westfalen in der Henrichshütte Hattingen 60 Aufnahmen des Wickeder Fotografen Heinrich Lehn, der als ambitionierter Fotoamateur über nahezu 50 Jahre das Leben an der oberen Ruhr und die Umbrüche seines Heimatortes festhielt.

Schon als Teenager hatte Heinrich Lehn (1902-1976) seine Liebe zur Fotografie entdeckt, die ihn ein Leben lang begleitete. Zu Beginn der 1930er Jahre erwarb er seine erste Rolleiflex-Kamera und fotografierte seitdem vor allem im 6x6 Mittelformat. Fast alle seine Motive fand er in und um Wickede und wurde so zum visuellen Chronisten seines Heimatortes. Im Mittelpunkt seiner erhalten gebliebenen Aufnahmen stehen der Ort und seine Menschen, Ereignisse und Veranstaltungen sowie die durch die Ruhr geprägte Landschaft.

Entdeckungsreise in eine versunkene Lebenswelt

Thematische Bildgruppen zeigen Ortsansichten, Motive von der Ruhr, Menschen, Ereignisse, Landschaften und Brücken. Immer wieder fallen in dem schwarz-weißen Bilderbogen historischer Fotografien die dekorativ in Szene gesetzten Wolken über Ruhrlandschaften und Stadtansichten auf. Als ambitioniertem Fotoamateur ging es Lehn stets auch um „das schöne Bild“. Die Ausstellung verschweigt nicht, dass Heinrich Lehn ein engagierter Parteigänger und Funktionsträger der Nationalsozialisten war. So zeigen seine Motive auch die Symbole und Rituale nationalsozialistischer Machtentfaltung in der Provinz: die Inszenierung von Fackelzügen und Sonnenwendfeiern ebenso wie das Hakenkreuz als selbstverständlichen Bestandteil von Uniformen und Anstecknadeln am Sonntagsanzug.

Der fotografischen Qualität und der lokalhistorischen Aussagekraft der Bilder tut dies keinen Abbruch. Die Ausstellung lädt ein zu einer Entdeckungsreise in eine typische westfälische Gemeinde in der Mitte des 20. Jahrhunderts und damit in eine heute versunkene Lebenswelt.

Zerstörtes Haus nach der Flutkatastrophe.

Die nächtliche Flutkatastrophe vom 17. Mai 1943 erreichte Wickede mit solch einer Wucht, dass Häuser zerstört oder vom Fundament gerissen wurden, 1943.

Publikation

Im Jahr 2005 übergab Heinrich Lehns Sohn, Dr. F. Heinrich Lehn, über 700 Original-Negative aus dem Nachlass seines Vaters an das Bildarchiv des LWL-Medienzentrums.  Im Jahr 2018 entwickelten die Gemeinde Wickede, der Heimatverein Wickede Ruhr und das LWL-Medienzentrum die Idee, ausgewählte Fotografien Lehns in einem gemeinsamen Bildband vorzustellen. Dieser ist 2020 als Band 11 der Reihe „Aus westfälischen Bildsammlungen“ beim Tecklenborg-Verlag erschienen. Im hochwertigen Duoton-Druckverfahren präsentiert er eine von Stephan Sagurna (Fotograf des LWL-Medienzentrums und Bildwissenschaftler), Josef Kampmann (Heimatverein Wickede) sowie Dr. Martin Michalzik (Bürgermeister der Gemeinde Wickede) zusammengestellte Auswahl von 134 Fotografien, die in der Zeit von 1920 bis 1960 entstanden sind.  Zwei einführende Textbeiträge von Stephan Sagurna sowie Dr. Volker Jakob, Historiker und langjähriger Leiter des Bild-, Film- und Ton­archivs im LWL-Medienzentrum, informieren zum zeit- und lokal­historischen Hintergrund und ordnen die Fotografien von Hein­rich Lehn bildwissenschaftlich ein. 

Der Bildband ist im Museumsshop erhältlich.

Die Fotomotive der Ausstellung, des Bildbandes sowie 50 weitere Fotografien Heinrich Lehns sind auch im Online-Bildarchiv des LWL-Medienzentrums eingepflegt und neben 70.000 weiteren Fotografien aus ganz Westfalen unter www.bildarchiv-westfalen.lwl.org recherchierbar.