I’ve never been to Russia
Nikita Teryoshin
5.6.-18.7.2021
Die Serie "I've never been to Russia" zeigt das gegenwärtige Moskau und St. Petersburg. Zwei Metropolen, in denen man leicht der Illusion erliegen kann, sich in europäischen Großstädten zu befinden, Potemkinsche Dörfer gewissermaßen. Massenveranstaltungen, Zeremonien, Aufmärsche und Paraden – tagtäglich inszeniert der Staat seine Fortschrittlichkeit und seinen Wohlstand. In diesem Zusammenhang interessiert Nikita Teryoshin, wie die Konditionierung der Masse abläuft und welche Rolle der Einzelne bei diesen staatlichen Inszenierungen spielt.
Um verschiedene Seiten dieses Phänomens zu zeigen, besuchte der Künstler den „Gedenkmarsch des unsterblichen Regiments“ am Tag des Sieges, die 872-Jahr-Feier Moskaus, TV-Studios, in denen politische Sendungen produziert werden, junge Mitglieder der Opposition und einen riesigen orthodoxen Umzug in St. Petersburg, Orte politischer Morde und exklusive Einkaufszentren – Orte der Konditionierung.
"Die Stadt und ihre Bewohner:innen haben mich sehr inspiriert, und so könnte der Titel "I’ve never been to Russia" auch eine Erinnerung an mich selbst sein, die fotografische Entdeckung meiner Heimat fortzusetzen, die ich vor fast 20 Jahren verlassen habe, um im Ausland zu leben." (Nikita Teryoshin)
Nikita Teryoshin
*03.12.86 in Leningrad
aufgewachsen in St. Petersburg und Dortmund
lebt in Berlin
Experiment HEIMAT
Das Literatur- und Fotografie-Projekt Experiment HEIMAT rückt den Begriff der HEIMAT ins Zentrum eines künstlerischen Versuchs. Renommierte Autor:innen und Fotograf:innen reisen im Jahr 2021 an neun bereits als HEIMAT etablierte Räume oder aus bestimmter Perspektive „heimatlich“ konnotierte Orte in Westfalen. In Begegnungen und im Austausch mit den dort lebenden Menschen, gesellschaftlichen Gruppierungen (etwa Heimatvereinen oder Migrationsverbänden) und Besucher*innen (z. B. Tourist:innen) untersuchen sie die Bedeutung, die diese dem jeweiligen Ort zuschreiben. Zentral ist dabei die Frage, inwieweit sich der Blick von außen mit der Eigenwahrnehmung der in Westfalen lebenden Menschen von „ihrer“ Heimat deckt. Die künstlerischen Ergebnisse – literarische Texte und Fotoserien – werden im Anschluss zu einem Text-Foto-Band und einer Wanderausstellung aufbereitet, die 2022 an die HEIMAT-Orte zurückkehrt. Parallel zur Recherchereise der Künstler:innen findet bereits 2021 ein buntes kulturelles Begleitprogramm an den HEIMAT-Orten statt.
MIT DEN AUTOR:INNEN: Helene Bukowski, Safiye Can, Nora Gomringer, Lütfiye Güzel, Sabrina Janesch, Wladimir Kaminer, Sharon Dodua Otoo und Najem Wali
MIT DEN FOTOGRAF:INNEN: Peter Bialobrzeski, Jörg Brüggemann, Alem Kolbus, Ute Mahler, Werner Mahler, Loredana Nemes, Christina Stohn, Nikita Teryoshin und Aleksandra Weber
AN DEN HEIMAT-ORTEN: Lindenbrauerei in Unna, Ruhr-Universität Bochum, Kolvenburg im Kreis Coesfeld, Fußball und Bolzplatzkultur in Dortmund, Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, Henrichshütte Hattingen, Widukindstadt Enger, Wilzenberg in Schmallenberg, Hermannsdenkmal bei Detmold
Das Experiment HEIMAT ist ein Projekt des Westfälischen Literaturbüros in Unna e. V. (WLB) in Kooperation mit Bochum Marketing, dem Literaturbüro OWL, der Stadt Dortmund, der Stadt Enger, den LWL-Industriemuseen Henrichshütte Hattingen und Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, dem Kreis Coesfeld, der Stadt Schmallenberg und der Kreisstadt Unna sowie zahlreichen weiteren Vereinen, Einrichtungen und Initiativen in Westfalen. Das Projekt wird vom Ministerium für Heimat, Kommunales Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert sowie vom Westfälischen Heimatbund e. V. und der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung begleitet. Das WLB entwickelte Experiment HEIMAT konzeptionell, ist federführender Hauptveranstalter und Organisator, Herausgeber des Text-Foto-Bands und betreut die Ausstellung.