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Geister

Eine Kunstinstallation zur Fraueninitiative der Henrichshütte

13.8.2021 – 30.12.2021 

„Macht Thyssen uns die Hütte platt, wird Hattingen zur Geisterstadt.“ 1987 skandierte dies die Fraueninitiative Henrichshütte, als sie in Geisterkostümen gegen die Schließung des Hattinger Stahlwerks protestierte. Die Performancekünstlerin und Aktivistin Kathrin Ebmeier spürte in den vergangenen Monaten gemeinsam mit der Historikerin Alicia Gorny, der Künstlerin Ale Bachlechner und weiteren Beteiligten die Hattinger "Geister" auf.

Das Ergebnis des Projektes, das in Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen entstand, war in der Ausstellung Geister, Spuren, Echos: Arbeiten in Schichten in der Akademie der Künste der Welt in Köln zu sehen (aktuell aufgrund Corona geschlossen). Die Installation "Geister" als ein Teil der Schau gibt einen Einblick in die bisherigen Begegnungen, vermittelt aber auch die Geschichte der Fraueninitiative Henrichshütte. 

Eröffnung: Freitag, 13.8., 16 Uhr mit der Performance "Nicht genug / not enough" von Kathrin Ebmeier

 

Fraueninitiativen im Ruhrgebiet

Die Fraueninitiative bestand aus Angestellten der Henrichshütte, deren Angehörigen und Mitkämpfer*innen, für die die Schließung der Hütte die Bedrohung der eigenen Existenz darstellte. Viele von ihnen traten erstmals mit politischen Aktionen in eine Öffentlichkeit.

Die Aussage „So bin ich dann da reingewachsen im Grunde, so wie ganz viele andere Frauen auch“ ist exemplarisch und daher der Titel einer Audiocollage, die ältere und jüngere Erzählungen der Frauen verwebt. Zuhören wird hier zu intergenerationaler Erinnerungsarbeit.

Ähnliche Formierungen gab es an vielen Produktionsstandorten innerhalb und außerhalb des Ruhrgebiets. Sie standen über Netzwerke in Kontakt, tauschten Wissen über Strategien und Positionen aus und unterstützten einander. Als Teil der künstlerischen Arbeit entstand daher ein Plakat, das den Kampf der Fraueninitiative Henrichshütte in eine Historie einfügt, deren Erforschung derzeit noch ein Desiderat darstellt: die Aktivitäten von Frauen in (betrieblichen) Arbeitskämpfen im Ruhrgebiet.

Die performative Strategie der Geisterdemo von 1987 war eine kreative Intervention sowohl im öffentlichen Raum, als auch in männlich-gewerkschaftlich dominierte Protestformen und erzeugte kurzzeitig große Aufmerksamkeit. 2020 wollten sich die Geister von damals jedoch nicht erneut in Bettlaken hüllen. Stattdessen organisierten sie gemeinsam einen Aktionstag in der Hattinger Innenstadt, bei dem sie auf ihre ehmaligen Aktivitäten aufmerksam machten und damalige Themen in die Gegenwart transferierten. In der Ausstellung ist die Dokumentation dieses Aktionstags zu sehen. Mitten im Einkaufsgetümmel, an einem der Orte des damaligen Protests, zeigt sich Aktivismus als Hand- und Beziehungsarbeit. Darüber legt sich eine mit Augmented-Reality-Technik umgesetzte Geisterbeschwörung, die zugleich in die Zukunft weist: „Es wird so gewesen sein.“

Kontakt für Informationen, Hinweise zu weiteren Fraueninitiativen im Ruhrgebiet oder zu Vernetzungszwecken: fraueninitiativen-ruhrgebiet@lwl.org.